Virtuelles Radfahren ist seit ein paar Jahren für viele Radfahrer das A und O beim Training im Winter. Wenn es draußen ungemütlich ist, lassen sich zu Hause virtuelle Berge bezwingen, epische Alpenpässe erklimmen oder digitalisierte Städte mit dem Rad besuchen. Virtual Cycling ist spätestens durch Zwift zu einem „Must-Have“ geworden. Wir wollen euch einen Überblick darüber verschaffen, was „Virtual cycling“ eigentlich ist. Welche Anbieter es gibt es? Was braucht man eigentlich um auf virtuellen Straßen unterwegs zu sein?
Was ist Virtual Cycling eigentlich?
Viele Dinge die uns langweilig vorkommen oder bei denen es immer nur um endlose Wiederholungen geht, machen wir einfach nicht gern. Wer sich an das Training auf einem Rollentrainer vor fünf, zehn oder mehr Jahren zurück erinnern kann, der wird dieses Gefühl kennen. Wissenschaftler haben allerdings herausgefunden, dass uns monotone Tätigkeit deutlich leichter fallen und mehr motivieren, wenn sie Elemente von Spielen beinhalten. Der Fachbegriff dafür ist „Gamification“, auf Deutsch also die Spielifizierung. Durch neue technische Möglichkeiten wie z.B. Powermeter oder smarte Rollentrainer ist es heute möglich das sonst so dröge Rollentraining zu einem Spiel zu machen.
Die Grundidee beim Virtual Cycling ist, dass deine getretene Leistung auf dem Rad in eine virtuelle Welt übertragen wird. Es muss also ein Unterschied zwischen einer Spazierfahrt bei 100 Watt oder einer Bergfahrt bei über 300 Watt sichtbar und spürbar werden.
Wie funktioniert Virtual Cycling?
Beim Virtual Cycling sind Strecken oder Workouts hinterlegt, die du abfahren kannst. Für alle Streckenabschnitte sind die Steigungsprozente programmiert. Aus deiner erbrachten Leistung und deinem Gewicht werden Watt pro Kilogramm errechnet. Diese wiederum ermöglichen die Berechnung der Geschwindigkeit für das jeweilige Terrain, auf dem du gerade unterwegs bist. Das bedeutet z.B. wenn du bei 80kg 180 Watt trittst, dann bist du in der Ebene bei ca. 30km/h unterwegs. Bei einer Steigung von 8% und gleichbleibender Leistung bist du virtuell dann nur noch mit 8,5 km/h unterwegs. Also ganz genau wie auf der Straße.
Virtuelle Welt und Augmented Reality
New York, London, die WM-Strecke von Innsbruck – in der virtuellen Cycling App Zwift, sind diese Orte digitalisiert. Du kannst also ohne deine eigenen vier Wände zu verlassen eine Runde durch den Central Park fahren. Hinzu kommt bei Zwift auch die digitale Welt Watopia bei der Alpenpässe direkt neben dem Urwald oder einem Unterwasser-Glas-Tunnel zu finden sind.
Einen anderen Ansatz bietet zum Beispiel Rouvy. Hier ist dein Avatar (dein digitales „Ich“) in einer realen Umgebung unterwegs und der Fokus liegt ganz klar auf der Realität. Originale Anstiege der Tour de France z.B. sind hier als Video verfügbar und du kannst diese mit deinem Tempo bezwingen. Das Konzept heißt „Augmented Reality“ (engl. Erweiterte Realität) und ergänzt die reale Welt um digitale Inhalte.
Sowohl bei Zwift, als auch bei Rouvy passt sich der Widerstand deines smarten Rollentrainers an die aktuelle Steigung oder das Gefälle an. Hinzu kommt, dass du nicht allein unterwegs bist. Beim Virtual Cycling loggen sich Fahrer aus der ganzen Welt ein und du kannst dich mit Freunden für eine digitale Runde verabreden und gemeinsam unterwegs sein. Wenn du auf einen Wettkampf nicht verzichten möchtest, dann kannst du auch digitale Rennen fahren und dich mit anderen Rennradfahrern aus der ganzen Welt messen.
Welche Virtual Cycling Dienste gibt es?
Dienst | Welt | Features | Plattformen | Preis |
---|---|---|---|---|
Zwift | Virtuelle Gebiete, teilweise nachgebildete Orte | strukturierte Workouts und Trainingspläne, sehr große Community und viele Events und Rennen, auch für Läufer | Apps für Android und iOS und Windows PC | 15€ pro Monat |
Rouvy | Augmented Reality, originale Strecken von Rennen und Pässen | Workouts und Trainingspläne, Events und Rennen, Streckenplaner, Uploads der Community | Apps für Android und iOS und Windows PC | 6,25€ – 10€ pro Monat |
Trainer Road | – | Fokus auf Workouts und Trainingspläne | Apps für Android und iOS und Windows PC | Ab 15 US$ pro Monat |
The Sufferfest | Videos von Rennen und Streckenvideo | Workouts und Trainingspläne, zusätzliche Workouts für Kraft, mentales Training und Yoga | Apps für macOS, Windows und iOS | Ab 12,99 US$ pro Monat |
Kinomap | Streckenvideo | Große Auswahl an Streckenvideos durch Communityuploads, geeignet für Radfahren, Laufen und Rudern | Apps für Android und iOS, Videos auch im Browser verfügbar | Ab 9,99€ pro Monat |
Setups für Virtual Cycling
Smart Trainer
Erst mit einem Smarttrainer macht das Virtual Cycling richtig Spaß. Die Verbindung zwischen der smarten Rolle und deiner virtuellen Cycling App macht es möglich, dass der Tret-Widerstand automatisch angepasst wird. Das bedeutet z.B., wenn es bergan geht, dann musst du, wie auch draußen mehr Watt auf die Pedale drücken, um voran zu kommen. Smart Trainer haben dazu eingebaute Powermeter, die deine Leistung erfassen und somit den Widerstand anpassen.
Smart Trainer und Powermeter
Wenn du zusätzlich zum smarten Rollentrainer einen Powermeter am Rad hast, erhöhst du nicht nur die Genauigkeit, ein power2max NG oder NGeco liefert dir außerdem automatisch deine Trittfrequenz. Darüber hinaus hat ein Powermeter beim Virtual Cycling den Vorteil, dass du deine Leistungsdaten auch 1 zu 1 auf die Straße übertragen kannst.
Powermeter und Rollentrainer
Wenn du einen klassischen Rollentrainer und einen Powermeter hast, dann verstellt sich der Widerstand zwar nicht automatisch, dennoch ermöglicht dir diese Kombination auf den virtuellen Strecken unterwegs zu sein. Über deine Wattleistung wird deine Geschwindigkeit für das jeweilige Terrain berechnet.
Fazit
Virtual Cycling ist das ideale Training bei schlechtem Wetter.
Zwift ist derzeit der beliebteste Virtual Cycling Dienst und ist mit vielen Setups kompatibel.
Auch kleinere Dienste wie Rouvy sind einen Blick wert und verfügen meist über einen kostenlosen Test-Zeitraum.