Acht Tage, eine Stunde und dreiundzwanzig Minuten für viertausendneunhundertachtundreizig Kilometer. In knapp über 179h, also siebeneinhalb Tagen, reiner Fahrzeit und nur 14 Stunden Pause, inklusive Schlaf, hat Christoph Strasser das diesjährige Race Across America (RAAM) gemeistert und gewonnen. Teamwork, Topform und eine penible Vorbereitung ermöglichen dem Österreicher immer wieder neue Bestleistungen. Erst in der vergangenen Woche hat er die erste Österreichische Meisterschaft im Ultra-Cycling gewonnen und nebenbei den alten Streckenrekord der Race Around Austria-Challenge um 90 Minuten unterboten. Diesmal waren aber „nur“ 560km in knapp 16h zu überwinden. Wir hatten die Möglichkeit mit Christoph über seine Leistung zu sprechen und gehen dabei auch der Frage auf den Grund, was eigentlich mehr weh tut: Das Radfahren oder der Schlafentzug.
power2max: Christoph, noch einmal herzlichen Glückwunsch zu der Spitzenleistung beim RAAM, der Königîn des Ultra-Cycling. Was hast du da eigentlich geleistet?
Christoph: Vielen Dank! Eigentlich habe ich das nicht allein geleistet, sondern mein ganzes Team. Alle die mir dabei geholfen haben, sind ein Teil dieses Erfolgs. Was ich auf dem Rad geleistet habe, kann ich allerdings ganz genau auswerten, denn ich nehme jeden Meter meines Trainings und der Wettkämpfe auf. Alles was ich dazu brauche sind mein Radcomputer und mein Powermeter. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das eine normalisierte Wattzahl von 162 und einem Trainingsstress von 3173.
power2max: In den ersten Stunden warst du sehr schnell unterwegs und bist durchschnittlich mit über 250 Watt durch den Westen der USA gefahren. War das so geplant?
Christoph: Ja, bis etwa zur Hälfte des Rennens kann ich meine Leistung planen, danach wird es mehr und mehr zur Kopfsache. Während der ersten Tage war es allerdings sehr heiß und die hohen Temperaturen haben mich etwas gebremst, so dass ich nicht ganz abrufen konnte, was ich mir vorgenommen hatte. Überhaupt beeinflusst das Wetter den Rennverlauf sehr. Der größte Unterschied z.B. zu meinem Streckenrekord in 2014 ist durch den Starken Rückenwind den ich damals hatte, zu erklären.
“Radfahren geht immer.”
power2max: Was tut am Ende eines solchen Rennens eigentlich mehr weh? Das Radfahren oder das Wachbleiben?
Christoph: Radfahren geht immer. Allerdings sind die Müdigkeit und die Erschöpfung schon enorm. 200 Watt fühlen sich wie 400 Watt an und mein Körper ist froh, wenn ich meinen Rhythmus gefunden habe. Überhaupt ist der Rhythmus entscheidend dafür während der letzten Tage voran zu kommen. Mein Puls geht dann auch nur noch auf 120 Schläge hoch und ich bewege mich nur noch im Recon-Bereich.
power2max: Das RAAM gewonnen, Österreichischer Meister im Ultra-Cycling: Was geht noch in diesem Jahr?
Christoph: Ich habe gerade mein erstes Buch veröffentlicht, in dem ich über meine Erlebnisse beim RAAM von 2009-2018 berichte. Darüber hinaus absolviere ich in diesem Jahr noch ein ganz kurzes Zeitfahren beim King of the Lake und im Oktober stehe ich bei der 24h Einzelzeitfahr-Weltmeisterschaft in den USA am Start.