Aerodynamische Balance – Wie man Watt gewinnt

In seinem Artikel über Trittfrequenz erklärte unser Experte Andrés Díaz die Grundlagen der optimalen Trittfrequenz. Heute gibt Andrés eine kurze Einführung in die Aerodynamik und die aerodynamische Balance. Außerdem hat er Tipps, wie man auf einem Zeitfahrrad und einem Rennrad Watt und Sekunden gewinnt.

 

Von der Formel 1 lernen

In der Aerodynamik gibt es ein wichtiges Konzept, das als Center of Pressure (CP) bekannt ist. Allerdings ist dieses Konzept wenig verbreitet im Radsport. Dies könnte daran liegen, dass es sehr technisch ist. Im Center of Pressure, also dem Druckpunkt, lassen sich alle Strömungskräfte zusammen fassen. Motorsportenthusiasten werden mit diesem Begriff besser vertraut sein, denn er ist die Ursache für Untersteuern und Übersteuern. In diesem Artikel werden wir auf einfache und verständliche Weise erläutern, wie Radsportler und Triathleten vom Verständnis dieses Konzepts profitieren können.

 

Aerodynamische Balance auf dem Fahrrad

Am Fahrrad hat das Vorderrad den größten Einfluss auf Handling und Kontrolle, vor allem wegen der Lenkachse: der Gabel. Als Triathlet, Zeitfahrer und Rennradfahrer ist unser Hauptziel bei windigen Bedingungen, dass unser Fahrrad stabil und kontrollierbar ist. Deshalb ist es von Vorteil, wenn das Center of Pressure so weit wie möglich im hinteren Teil des Rads ist. Dies ermöglicht uns, unsere aerodynamische Position für längere Zeit zu halten.

 

Aber wie schaffen wir es, den CP nach hinten zu bewegen?

Am einfachsten ist es, ein Hinterrad mit der größtmöglichen Felgentiefe zu verwenden. Auch wenn dies wie das genaue Gegenteil eines stabileren Fahrrades klingen mag: Die Verwendung eines Hinterrads mit der größtmöglichen Felgentiefe wird das Handling des Bikes erleichtern. Als Konsequenz können wir länger in einer aerodynamischen Position bleiben und das macht uns schneller. Ist die aerodynamische Balance optimiert, lässt sich das Rad in jeder Situation kontrollieren. auch wenn man auf dem Zeitfahrlenker liegt.

 

Den besten Laufradsatz auswählen

Beim Radfahren ist der Hauptgrund für den Luftwiderstand unser eigener Körper. Er macht etwa 80% des gesamten Luftwiderstandes aus. (Einen kleinen Tipp zur Optimierung des Luftwiderstands des eigenen Körpers findest du hier.) Die restlichen 20% werden vom Fahrrad und seinen Einzelteilen,  z.B. Rahmen, Lenker und Laufrädern verursacht. Auf dem Papier ist eine 90mm tiefe Felge schneller als ein 60mm Felge. Wenn du das Rad mit einer 90mm tiefen Felge in der Aeroposition nicht steuern kannst, dann geht dir dein aerodynamischer Vorteil allerdings verloren. Der Unterschied zwischen einer mittleren Felgentiefe (ca. 60 mm) und eines Laufradrads mit hohem Profil (ca. 90 mm) liegt zwischen 5 bis 15 (zugunsten des höheren Profils). Der Unterschied zwischen dem Treten in der Aeroposition auf einem Zeitfahrrad und einer aufrechten Sitzposition kann jedoch mehr als 50-70 Watt betragen. Auf einem Rennrad ist der Unterschied zwischen dem Fahren im Oberlenker und im Unterlenker nicht ganz so groß, dennoch ergibt sich ein relevanter Unterschied.

 

Was dich schneller macht:

Verwende ein Hinterrad mit dem höchstmöglichen Felgenprofil.

Verwende ein Vorderrad mit dem höchstmöglichen Felgenprofil, dass du in jeder Situation gut steuern und kontrollieren kannst.

Fahre so lange wie möglich in einer Aeroposition: auf dem Rennrad im Unterlenker oder auf dem Lenker liegend beim Zeitfahrrad.

Nutze dein Laufradset regelmäßig und so oft wie möglich und nicht nur im Wettkampf, um ein Gefühl dafür zu bekommen.